Als er auf die Strasse trat, wusste er noch nicht, dass heute eine ganz neue Erfahrung in sein Leben treten sollte.
Nervös sah er auf die Uhr. Sollte er vielleicht erst noch seinen besten Freund anrufen, bevor er zum Treffen ging? War er im Begriff, eine große Dummheit zu begehen? Sollte er vielleicht lieber ein paar Tage verschwinden? Dann würde sich alles von selbst erledigen. Oder auch nicht. Ihm schwirrte der Kopf.
Wie so oft wollte er den Weg zur Stadt durch den kleinen Park abkürzen. Aber heute blieb er gleich am Eingang stehen. Sein Blick ruhte auf dem mächtigen Ahornbaum, an dem er sonst achtlos vorbeiging. Als er so dastand, war ihm zum Weinen zumute. Ja, er sollte aufhören zu grübeln. Er sollte einfach mal innehalten und in sich hineinhören. Denn er war mit einer Entscheidung konfrontiert, die sein Leben verändern würde. Selbst wenn er keine traf, wäre ab heute alles anders.
Von der Freiheit
Wo bleibt er denn nur? Bevor ich mich jetzt wieder über das ewige Zuspätkommen von Lars ärgere, lege ich mich noch ein bisschen hin, entscheidet Linda. Es passiert ihr häufig, dass sie ärgerlich bleibt bis Lars dann endlich kommt, ihn entsprechend empfängt und nicht versteht, dass er sie nicht versteht – oder umgekehrt?
Jetzt will sie umsetzen, was sie in dem Seminar „Sie haben es in der Hand – lassen Sie los“ kürzlich gelernt hat.
Im Grunde genommen ist sie froh, dass Lars noch nicht da ist, so kann sie sich etwas abregen. Sie legt sich auf den warmen Rasen, schließt die Augen und atmet bewusst tief ein und aus.
„Welch` ein Luxus dieser Garten ist. Und wie gut er riecht! Er ist meine Erde, Mutter Erde“ flüstert sie zu sich selbst.
Es kommen ihr Bilder davon in den Sinn wie sich Lars heute Morgen verabschiedet hat. Er tat so merkwürdig geheimnisvoll. Eigentlich mag sie das nicht, sie ist nicht der spontane Typ. Lars hat die Eigenschaft, sie mit Einfällen zu überfahren.